Leitfaden für entspannte und authentische Familienfotos

Familienfotos können nur dann schöne und wertvolle Erinnerungen sein, wenn alle Spaß hatten und sich wohlfühlen konnten, als sie entstanden sind. Hier findet ihr einige Tipps aus meiner langjährigen Erfahrung, wie genau das am besten gelingt!

Familienshooting am Meer auf Mallorca

Familienfotos: Klassiker oder eigene Klassiker schaffen

Bei Familienfotos denken viele zunächst an die „Klassiker“ im Fotostudio. Alle sitzen brav aufgereiht und gestapelt aufeinander, im Hintergrund gibt´s eine Leinwand und dann wird „gelächelt“. Meist haben die Kinder (und die Männer) nicht ganz so viel Lust darauf und können das auch nicht so richtig verbergen. Die einzige Erinnerung, die bleibt, ist ein Vormittag mit nicht ganz so alltäglicher Kleidung und ein paar leblose Fotos. Doch Familienfotos können viel mehr sein als hübsche Andenken. Sie sind auch emotionale Zeitkapseln, die einen bestimmten Moment, ein wertvolles Kapitel im echten Leben einer Familie festhalten. Und so zu euren eigenen Klassikern werden, die euch allen auch in Jahrzehnten noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dafür ist es mir besonders wichtig, dass alle Beteiligten – insbesondere die Kinder – sich wohlfühlen, echten Spaß haben und eben dadurch authentisch wirken. Was könnte authentischer sein als echte gemeinsame Erlebnisse? Hier findet ihr dazu einige meiner Erfahrungen  und Tipps für ein gelungenes Fotoshooting.

Authentisch: Sein dürfen, wie man ist

„Authentisch“ ist unter Fotografen ein inflationäres Modewort geworden. Fast jeder nennt seine Fotos authentisch, obwohl es doch meist nur dieselben Posen in vollkommen kontrollierter Umgebung sind. Authentisch und wertvoll kann ein Foto als Erinnerung aber nur sein, wenn man selbst sein durfte, wie man ist. Kinder müssen Kinder sein dürfen, auch wenn das für Mama im Zusammenhang mit Familienfotos oftmals ganz unpassend klingt. Kind sein heißt aber nicht, dem nervigen Fotografen, der im Kindergarten oder im Studio hinter seinen Stativen herumwerkelt zu zeigen, dass man so gar keine Lust auf ihn oder sie hat. Auch wenn das zwischendrin mal dazugehört. Vielmehr geht es darum, sich befreit im Hier und Jetzt bewegen zu dürfen, ohne zu müssen. Kinder sind immer genau das: Rein gefühlsgesteuert im Hier und Jetzt. Und das zuzulassen, bedeutet: Jede Menge toller Fotos ohne Stress und Ärger – und gleichzeitig noch einen lustigen Programmpunkt an einem tollen Ort im Urlaub erlebt zu haben. Dann habt ihr echte Erinnerungen an euch als Familie, als Paar, als Eltern, als Kinder und an den Urlaub. Klingt einfacher, als man glaubt? Ist es auch, wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet.

Kinder auf ein Fotoshooting vorbereiten

Ihr habt so richtig Lust auf tolle, gemeinsame Fotos? Dann weckt diese auch bei den Kleinen. Wenn ihr eure Kinder für das Fotoshooting im Vorfeld schon begeistern könnt, werdet ihr selbst viel mehr Spaß haben! Zum Beispiel:

„Heute haben wir etwas ganz Besonderes vor. Wir zaubern mit der Kamera, wirklich wahr! Wir fangen richtig schöne Momente im Urlaub mit Dir ein, und die kannst du dann ganz stolz deinen Freunden in der Schule oder im Kindergarten oder Opa und Oma zeigen. Stell dir nur vor, wie begeistert sie sein werden, was für eine tolle Zeit wir haben!“

„Weißt du, was wir heute machen? Etwas richtig Spannendes! Wir machen Fotos, die wie kleine Schätze sind. Sie zeigen, wie toll unser Urlaub hier ist. Und stell dir mal vor, was wir alles mit diesen Fotos machen können! Wir könnten ein Fotoalbum basteln und es Oma und Opa schenken. Oder wir drucken dein liebstes Foto auf ein T-Shirt, das du dann immer tragen kannst! Du könntest sogar eine Postkarte mit deinem Lieblingsfoto drauf an xxx (Familienmitglied/Freunde) schicken. Oder wir hängen sie als Poster auf. Wie klingt das für dich?“

„Stell dir mal vor, wie cool das wird: Wir sind im Urlaub und alles ist so schön um uns herum, oder? Heute machen wir Fotos, die so toll werden, dass du sie nicht nur in einem Album verstecken musst. Nein! Du kannst sie mit in die Schule oder den Kindergarten nehmen und sie deinen Freunden zeigen! Dann können alle sehen, wie viel Spaß wir im Urlaub hatten, wie toll du aussiehst und wie schön es hier ist! Und wenn du mal groß bist, kannst du dir die Fotos immer wieder anschauen und dich an diesen megacoolen Urlaub erinnern!“

Mit Fingerspitzengefühl und Empathie

Wenn ein Kind am Tag des Shootings einfach nicht mitmachen möchte, sollte es niemals dazu gezwungen werden. Stattdessen versuchen wir, das Kind behutsam durch ein Spiel oder kleine Entdeckungen in der Natur abzulenken. Auf diese Weise führen wir es sanft zu Aktivitäten, die ihm Spaß machen. Und nicht entmutigen lassen: Manche brauchen einfach etwas länger, um mit der ungewohnten Situation „unter Beobachtung“ eines fremden Fotografen warm zu werden. Aber wir haben genug Zeit, um das zu schaffen, immer mit der nötigen Nähe oder auch Distanz – das ist bei jedem Kind ganz individuell und überhaupt kein Problem. 

Sollte trotz aller Bemühungen scheinbar gar nichts klappen, dann respektieren wir das und fotografieren das Kind in seinem eigenen Tun, so gut es uns möglich ist. Ob das Kind nun ein mürrisches Gesicht macht oder sich schüchtern unter Mamas Rock versteckt, spielt dabei keine Rolle. Stattdessen führt genau das dazu, dass sich die Kinder chneller entspannen können, weil sie merken: Hier kann ich sein, wie ich will und das ist völlig in Ordnung. Wenn das einfach akzeptiert wird, wird auch der vielleicht anfängliche Frust oder die Schüchternheit schnell vergessen.

Diese unerwarteten Momente können sich später als wertvolle Familienanekdoten entpuppen und sind oft die Momente, die uns in Erinnerung bleiben. Es ist also völlig in Ordnung, dass auch solche Fotos entstehen. Bislang ist es mir immer gelungen, trotz aller Herausforderungen wunderschöne und natürliche Aufnahmen zu machen.

Es gibt auch viele Kinder, die sofort Freude am Fotoshooting haben – das erlebe ich genauso oft. Deshalb freue ich mich auf alles, was uns erwartet und lasse den Moment entscheiden. Genau wie Kinder das eben tun. 

Das Wichtigste ist ein einfühlsames Vorgehen, das dem Augenblick und den Gefühlen aller Beteiligten Raum gibt. So wird das Fotoshooting zu einer bereichernden Erfahrung für die ganze Familie und führt zu authentischen Bildern, die den wahren Charakter jedes Familienmitglieds liebevoll einfangen.

Spiel und Spaß als Mittelpunkt

Ihr seid im Urlaub, also dürfen auch alle Spaß daran haben. Für alles andere ist der Kindergartenfotograf zuständig 😉

Um für eine gelöste Stimmung zu sorgen, binden wir dynamische und spielerische Handlungen in das Shooting ein. Hier geht es weniger darum, das perfekte Foto zu schießen, als vielmehr um die Freude und Unterhaltung der Kinder. Da ich viele Jahre in der Fußball-Bundesliga gearbeitet habe, entgeht mir auch bei den wildesten Spielen am Strand kein entscheidender Moment, versprochen! Ob ihr Sandburgen bauen, tanzen, hüpfen oder eine Wasserschlacht (die besser erst am Ende des Shootings) machen möchtet: Alles ist möglich und ich habe auch jede Menge Ideen für euch, die zu tollen Fotos führen!

Und natürlich: Aus diesen spontanen Momenten entstehen oft die schönsten Bilder.

„Allzeit bereit“: Wichtige Tipps für die Eltern

Wenn es darum geht, Bilder mit kleineren Kindern im Alter von etwa 2 bis 6 Jahren zu machen, ist Timing einfach alles.

Die kleinen Racker sind meist in ihrer eigenen Welt und nur selten genau dann für die Kamera bereit, wenn wir es gerne hätten. Deshalb ist es entscheidend, dass die Eltern während des gesamten Shootings „fotofertig“ sind.

Was heißt das? Ganz einfach: Während wir die Kinder in ihrem natürlichen Tun lassen und versuchen, ihren Blick zur Kamera zu lenken, sollten die Eltern stets darauf vorbereitet sein, ihr schönstes Lächeln aufzusetzen.

Es kann durchaus vorkommen, dass genau in dem magischen Moment, wo euer kleiner Schatz ein bezauberndes Lächeln zeigt oder eine niedliche Pose zaubert, die Eltern ein eher „wartendes“ Gesicht machen oder auf das Kind einreden und zur Kamera zeigen, dass es schauen soll (Das ist tatsächlich der Klassiker schlechthin). Für solche kniffligen Augenblicke in denen das Kind halt seine Zeit braucht, ist es am besten, das Ganze mit einem liebevollen Schmunzeln zu betrachten und das Lächeln einfach nicht aus dem Gesicht zu verlieren.

Je mehr Personen auf dem Foto sind, desto schwieriger wird es, dass alle gleichzeitig einen schönen Gesichtsausdruck haben. Wenn Ihr, liebe Eltern, jedoch immer „fotofertig“ seid, erhöhen wir die Chancen ungemein. Das „perfekte Lächeln“ der Kinder hält nur Bruchteile von Sekunden an, die ich abpassen kann. Aber oftmals sind die Eltern dann damit beschäftigt, genau dieses Lächeln erzeugen zu wollen. 

Das „perfekte Lächeln“

Es ist meist keine gute Idee, die Kinder zum „perfekten“ Lächeln bringen zu wollen. Einerseits kann das niemand, außer vielleicht einem Profimodel (und selbst die lächeln als „echte Menschen“ ganz anders). Andererseits kann dieses Vorgehen den Druck auf die kleinen Models ungewollt erhöhen.

Beispielsweise kann es vorkommen, dass die Mutter ein ganz bestimmtes Lächeln von ihrem Kind erwartet. Das Kind versucht, diesem Wunsch nachzukommen, ist aber mit dem Posen (natürlich) unerfahren und grinst unnatürlich gezwungen. Wenn die Mutter dann immer wieder sagt: „Nein, so nicht, richtig“, führt das eher zu Frust und Tränen.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns in die Kinder hineinfühlen und erspüren, was ihnen behagt. Auf diese Weise können wir sie so ablichten, wie sie wirklich sind, und gleichzeitig den Druck von ihnen nehmen. Wir werden ganz bestimmt viele lachende Gesichter dabei haben, auch wenn es vielleicht nicht in jedem Moment funktioniert.

Vorsicht bei Belohnungsversprechen

Ich bin lieber zurückhaltend, wenn es um das Versprechen von Belohnungen vor einem Fotoshooting geht. Oft sind Kinder nämlich kleine Strategen, die diese Situation geschickt nutzen können, um sich vielleicht ein zusätzliches Bonbon oder Spielzeug zu sichern. Außerdem kann das Wissen, dass das Shooting von ihrem Verhalten abhängt, sie unerwartet reagieren lassen, weil sie sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sehen.

Gerade bei jüngeren Kindern ist es häufig so, dass sie die gemachten Versprechen rasch wieder vergessen. Das führt dann dazu, dass die Belohnung immer wieder als Anreiz genannt werden muss. Das kann eine ungewollt angespannte Atmosphäre schaffen, die die Natürlichkeit und Freude des Fotoshootings beeinträchtigen könnte. Insbesondere ist es schwer, im Hier und Jetzt zu sein, wenn der Fokus auf etwas anderes gerichtet wird. Als kurzfristiger Anreiz kann das hingegen funktionieren, wie zum Beispiel doch noch das eine „klassische Familienfoto“ zu machen, weil es anschließend Eis gibt.

Ihr kennt Eure Kinder natürlich am besten und könnt am ehesten einschätzen, was ihnen Freude macht und wie sie auf bestimmte Anreize reagieren. Deshalb ist es immer eine gute Idee, selbst abzuwägen, ob das mit den Belohnungen in eurem Fall hilfreich ist oder vielleicht sogar gegenteilige Effekte haben könnte. Am Ende des Tages geht es darum, dass die Kinder eine schöne und entspannte Erfahrung machen, die sie – und natürlich auch Ihr als Eltern – gerne in Erinnerung behalten.

Einige Momente zu zweit

Inmitten des lebhaften Familienlebens ist es leicht, die romantischen Momente als Paar in den Hintergrund treten zu lassen.

Ein Fotoshooting bietet daher nicht nur die Möglichkeit, kostbare Familienmomente festzuhalten, sondern auch, die Liebe zwischen den Eltern in den Fokus zu rücken. Nutzt die Gelegenheit, um für ein paar Minuten ganz bewusst und intensiv Zeit miteinander zu verbringen.

Ob es nun ein inniger Blick, ein zärtlicher Kuss oder ein verschmitztes Lächeln ist – diese Momente sind Gold wert und verdienen es, in wunderschönen Bildern festgehalten zu werden. So könnt ihr nicht nur eure Familienbande stärken, sondern auch eure Partnerschaft auf eine besondere Weise feiern. Und das gilt natürlich auch für die Geschwister, Großeltern und alle, die ihr sonst noch dabeihabt! 

Erinnerungen für Generationen

Ein Fotoshooting ist weit mehr als das bloße Festhalten von Bildern; es ist eine Gelegenheit, die tiefe Liebe und Verbindung innerhalb einer Familie einzufangen. Diese Fotos sind nicht nur für uns als Eltern wertvoll. Jedes Kind wird, wenn es zum Teenager heranwächst, später erwachsen wird und selbst einmal Großelternteil sein wird, sein ganz eigenes Lieblingsbild vom jetzigen Augenblick im Herzen mit sich nehmen.
Daher ist es so wichtig, dass wir alle – von den Kleinsten bis zu den Großen – uns wohlfühlen, authentisch sind und den Moment genießen. Basierend auf meiner langjährigen Erfahrung kann ich versichern, dass die schönsten Aufnahmen dann entstehen, wenn wir uns einfach auf das Hier und Jetzt einlassen und die wunderbare Familie feiern, die Ihr seid.

Also lasst uns lachen, lieben und gemeinsam genießen!